Kann man Dyskalkulie behandeln?

Eine Rechenstörung ist nicht heilbar. Durch eine frühzeitige Diagnose und geeignete Fördermaßnahmen können aber große Fortschritte im Bereich der Rechenfertigkeiten erzielt werden, um dem Kind / Jugendlichen einen erfolgreichen Schulabschluss zu ermöglichen und sein Leben mit der Dyskalkulie zu erleichtern.

Hilfe und Entlastung bei Dyskalkulie

Eine frühzeitige Diagnose sowie schulische und außerschulische Unterstützung sind bei einer Dyskalkulie wichtige Grundlagen für eine begabungsgerechte Schul- und Ausbildungslaufbahn. Denn Lernfortschritte sind ohne eine gezielte Förderung, wenn überhaupt, nur sehr schwer möglich. Eine Rechenstörung nimmt ohne Lerntherapie und intensive Unterstützung auch über das Kindesalter hinaus nicht von selbst ab.

Geeignete Therapien und Förderansätze

Mathematische Fertigkeiten bauen jeweils direkt aufeinander auf. Möglichst frühzeitige erste Fortschritte erleichtern die weitere Lernentwicklung maßgeblich. Eine geeignete und gezielte Lerntherapie mit psychotherapeutischem Anteil kann zudem die seelische Belastung der Kinder und Jugendlichen mit Rechenstörung verringern und eine ausgeprägte Matheangst abbauen oder verhindern.

Für die Förderung bei Dyskalkulie definiert die S3-Leitlinie „Diagnostik und Behandlung der Rechenstörung“  Empfehlungen. So sollen in der Dyskalkulietherapie wissenschaftlich entwickelte Programme bzw. deren Bausteine zum Einsatz kommen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist und die an den in der Diagnostik erkannten Problemschwerpunkten im mathematischen Bereich ansetzen. Die jeweiligen Inhalte beziehen sich auf mathematische Teilbereiche, wie etwa dem Verständnis von Mengenrelationen, den relationalen Zahlenbegriff, dem basisnumerischen Wissen, dem Aufbau des mentalen Zahlenstrahls, dem Verständnis von Rechenoperationen (Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division) und schließlich der Automatisierung von Faktenwissen.  

Weitere Informationen zu außerschulischen & schulischen Förderprogrammen finden Sie auch auf der Website des BVL.

Was zeichnet eine gute Dyskalkulie-Therapie aus?

  • Lerntherapie mit pädagogisch-psychologischer Förderung - Legasthenietherapie ist keine Nachhilfe
  • Basis der Therapieplanung ist eine ausführliche Diagnostik und Förderdiagnostik. Die Befunde sind mit den Eltern zu besprechen. Ausschlaggebend für die konkrete Vorgehensweise sind die individuellen Lernvoraussetzungen, Bedürfnisse, Schwierigkeiten und Stärken des Kindes, Jugendlichen oder Erwachsenen.
  • Die Förderung sollte direkt an den Schwierigkeiten ansetzen. Zudem sollte die emotionale Stabilisierung des Kindes oder Jugendlichen in der Dyskalkulie-Therapie Berücksichtigung finden.
  • Einsatz von wissenschaftlich entwickelten Programmen (bzw. Bausteinen von solchen Programmen) mit nachgewiesener Wirksamkeit, die die Empfehlungen der medizinischen Leitlinie berücksichtigen.
  • individuelle Förderung, möglichst in Einzelsitzungen
  • Dyskalkulietherapie sollte nicht isoliert von der schulischen Situation stattfinden. Im Kontakt zwischen Therapeut, Eltern und Lehrkraft lassen sich bisweilen hilfreiche Ideen zur Unterstützung des Kindes auch im schulischen Bereich umsetzen.

Tipps zur Therapeutensuche

Egal, ob Sie sich an ein Institut oder eine Therapeutin/Therapeuten direkt wenden, auf die folgenden Dinge sollten Sie gut achten:

  • Hören Sie gut zu, lesen Sie die Verträge gut durch!
  • Was kostet es in der Stunde, im Monat? - Dauert eine Stunde 45 Minuten oder 60 Minuten? Muss auch über die Ferienzeit, bei Schulveranstaltungen oder im Krankheitsfall bezahlt werden? Kann man dann versäumte Stunden nachholen?
  • Fragen Sie nach der Qualifikation des Lerntherapeuten.
  • Erhält das Kind Gruppen- oder Einzelunterricht? Wie groß sind dann die Gruppen?
  • Wird an Computern gearbeitet?
  • Werden Sie in Therapieverlauf in Form von Gesprächen eingebunden?
  • Werden Sie hellhörig, wenn Ihnen schnelle Erfolge versprochen werden. Es gibt in der Dyskalkulie-Therapie keine Wunder. Erfahrungsgemäß werden fast immer zwei Jahre, oft auch länger benötigt.
  • Wird Ihnen die Möglichkeit gegeben eventuell im Unterricht dabei zu sein?
  • Vereinbaren Sie zunächst zwei Probestunden, bevor Sie einen Vertrag unterschreiben. Es ist wichtig, dass eine Vertrauensbasis vom Kind zum Therapeuten aufgebaut wird.
  • Wichtig! Das Kind braucht in jeder Stunde ein Erfolgserlebnis. Es ist sonst schwer zu motivieren.

 

- aktualisiert am 29. Mai 2024 -

Ziele & Aufgaben des LVL

Vielfalt ist gut! Legasthenie und Dyskalkulie sind Teil dieser Vielfalt. Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen, unsere Begabungen und Einschränkungen – mit den richtigen Rahmenbedingungen können wir unsere Stärken entfalten und mit unseren Schwächen gut leben.

Zentrales Ziel des LVL ist es, für Menschen mit Legasthenie und Dyskalkulie angemessene Bedingungen in Hamburg zu schaffen und individuelle Bildungschancen auf den Weg zu bringen!

Gemeinsam wird vieles leichter!

Unser Landesverband Hamburg hat es sich bereits vor Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Legasthenie und Dyskalkulie und ihre Familien aktiv zu unterstützen sowie aktuelle Informationen zur Bildungspolitik und über Forschung & Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Sie und Ihr Kind haben Anspruch auf Chancenausgleich und Hilfestellungen. Für diesen Anspruch setzen wir uns ein. Werden Sie Mitglied in unserem Verband – gemeinsam wird vieles leichter.

Tom-Henrik Siems
1. Vorsitzender

 

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